Deutsch-Britische Gesellschaft Duisburg
Review of Activities 2024 - January 2025
HAPPY NEW YEAR 2025! Neue Regierung, neues Glück?
Die Wahlen zum Unterhaus in Großbritannien fanden am 4. Juli 2024 statt. Mitten im Wahljahr 2024 zeichneten sich in den europäischen Demokratien gegenläufige Trends ab. Einerseits konnten sich bei der Wahl zum Europäischen Parlament und zur Nationalversammlung in Frankreich die europäischen Rechtspopulist*innen damit brüsten, in der Wähler*innengunst beliebter zu sein als je zuvor. Andererseits wurde am 4. Juli 2024 mit dem "Erdrutschsieg" der Labour Party der durch den Brexit beflügelte, schleichende Rechtsruck der Conservative Party im britischen Unterhaus gestoppt. Angesichts des Popularitätstiefs der Conservative Party, das seit Monaten sowohl bei den Nach- und Kommunalwahlen als auch in den Meinungsumfragen hartnäckig anhielt, kündigte Premierminister Sunak vorgezogene Neuwahlen an, um zu verhindern, dass dieser Trend ein weiteres halbes Jahr anhält. Der späteste Zeitpunkt für die Wahlen wäre Januar 2025 gewesen.
So fand die erste Parlamentswahl nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union, viereinhalb Jahre später also, endlich statt. Trotz allem spielte der Brexit bei der Wahl 2024 vordergründig keine Rolle, als ob es ihn nie gegeben hätte: Auffällig am britischen Wahlkampf 2024 war, dass der Brexit durch die beiden traditionell dominanten Parteien, die Conservative Party und die Labour Party, überhaupt nicht thematisiert wurde. Vor dem Hintergrund bezeichnete Michael Heseltine, einer der prominentesten EU-Befürworter*innen der Conservative Party - ehemals Vize-Premierminister unter Margaret Thatcher und Mitglied im Oberhaus - die Parlamentswahl 2024 als die "unehrlichste Wahl" in der jüngeren Geschichte des Landes. Dabei spiele die Beziehung Großbritanniens zu Europa eine entscheidende Rolle in allen Belangen der Politik, so Heseltine: "The state of our economy, defence and environment, the need to level up our society, control immigration and restore Britain's standing in the world. None of these issues can be honestly addressed in isolation from our relationship with Europe. Yet Europe is the no-go area."1 Das Fehlen des Brexits als Wahlkampfthema hatte vor allem strategische Gründe.
Mit ihrer Führungsrolle bei der Umsetzung des Brexits hat sich die seit 2010 regierende Conservative Party in eine Sackgasse manövriert. Sowohl Brexit-Befürworter*innen als auch Brexit-Gegner*innen sind nach viereinhalb Jahren mit dem real existierenden Brexit unzufrieden: Brexit-Befürworter*innen werfen der Conservative Party vor, den Brexit nicht konsequent umgesetzt zu haben; Brexit-Gegner*innen machen die Partei verantwortlich dafür, mit dem Brexit einen unnötigen Schritt forciert zu haben, der für das Land viele Nachteile, aber keine Vorteile mit sich brachte.Wenig überraschend in der Wahlkampfstrategie der oppositionellen Labour Party unter dem Vorsitzenden Keir Starmer war ihre stillschweigende Akzeptanz des Brexits. Die Partei hatte sogar für das von Boris Johnson ausgehandelte EU-Austrittsabkommen Ende 2020 gestimmt. Obwohl Starmer ein Brexit-Gegner ist und die Partei vorgibt, den Brexit in einigen Punkten abmildern zu wollen, damit er funktioniert, käme laut Wahlprogramm 2024 ein erneutes Referendum oder die Teilnahme am Binnenmarkt und an der Zollunion nicht in Frage. Der Grund für die Haltung der Labour Party war die Strategie, die zahlreichen Brexiter*innen zurückzugewinnen, welche die Partei bei der Unterhauswahl 2019 an die Conservative Party verloren hatte. Das ist ihr anscheinend auch gelungen. Gleichzeitig käme laut Meinungsumfragen wenige Tage vor der Wahl aber auch ein Großteil der Unterstützung der Partei von denen, die für einen Wiederbeitritt zur EU stimmen würden.2
Vielleicht ist das Wahlergebnis bei einer Wahlbeteiligung von lediglich ca. 60% keine Trendwende, sondern nur eine Zäsur. Während die Conservative Party sich mit dem "Erfolg" des Brexits nicht brüsten konnte bzw. wollte und die Labour Party sich zum Brexit nicht eindeutig positionieren wollte, machte die neulich gegründete rechtspopulistische Reform UK Wahlkampf mit dem "gescheiterten" Umsetzungsprozess des Brexits, insbesondere bezüglich der Immigration. Einwanderungszahlen in Rekordhöhe haben die Reform UK beflügelt. Nachdem "Mr. Brexit" Nigel Farage - von 2006 bis 2016 Vorsitzender der United Kingdom Independence Party UKIP und Anführer der Brexit-Kampagne im Europäischen Parlament - zunächst angekündigt hatte, bei der anstehenden Unterhauswahl nicht anzutreten, erklärte er am 3. Juni 2024 doch seine erneute Kandidatur als Chef von Reform UK. Für die Conservative Party ist der charismatische Rechtspopulist ein Schreckgespenst, eine Bedrohung, die viele Stimmen der Conservative Party am rechten Rand des politischen Spektrums abgräbt. Mit Farage als Spitzenkandidat schossen die Beliebtheitswerte von Reform UK über Nacht in die Höhe.
Die Reform UK hat bei der Wahl zum britischen Unterhaus 2024 einen Senkrechtstart hingelegt und wurde den Stimmen nach hinter der Labour Party und Conservative Party sogar die 3 drittstärkste Kraft, gewann allerdings aufgrund des Direktwahlsystems nur vier Sitze im Unterhaus. Die rund vier Millionen Stimmen der Reform UK entsprechen einem Anteil von 14% der bei der Wahl abgegebenen Stimmen, aber nur 1% der Sitze im Unterhaus. Im Gegensatz dazu gewann die Labour Party 34% der abgegebenen Stimmen, aber etwa 64 % der 650 Sitze im Unterhaus.3 Nach sieben erfolglosen Versuchen wurde Nigel Farage ins Unterhaus gewählt. Er will seine Zeit in der Opposition dazu nutzen, die von der Labour Party geführte Regierung maximal anzugreifen, mit dem langfristigen Ziel bis zur nächsten Wahl in fünf Jahren eine rechtsgerichtete Bewegung aufzubauen, welche die Conservative Party an den Rand drängt und zerstört und nach Möglichkeit sogar die nächste Wahl gewinnt.4
Die Labour Party verfügt mit nunmehr 412 Sitzen über eine bemerkenswerte absolute Mehrheit im Unterhaus, weit vor der Conservative Party mit 121 Sitzen. Die Conservative Party verlor Stimmen nicht nur an die Labour Party und Reform UK, sondern auch an die Liberal Democrat Party, die im Unterhaus mit 71 Sitzen als drittstärkste Kraft vertreten sein wird. Die Scottish National Party SNP (9 Sitze) musste auch herbe Stimmverluste hinnehmen, während Sinn Fein (7 Sitze) die stärkste im Unterhaus vertretene Kraft aus Nordirlandland sein wird. In Wales konnte die dortige Conservative Party in keinem einzigen Wahlkreis gewinnen und ist somit im Unterhaus nicht mehr vertreten. Von den 32 Wahlkreisen in Wales gewann die Labour Party 27 Wahlkreise, Plaid Cymru 4 und die Liberal Democrat Party 1 Wahlkreis. Nicht zuletzt wegen der auf dem Vormarsch befindlichen rechtspopulistischen Reform UK sollte die neue Regierung eine wesentliche Minderheit der Bevölkerung nicht aus den Augen verlieren: Vierzig von Hundert Wahlberechtigten enthielten sich der Stimme, die gegenwärtig keine politische Heimat finden konnten. Wie dem auch sei, es ist offensichtlich, dass der Regionen übergreifende historische Wahlsieg der Labour Party den Weg für eine Wende in der britischen Politik ebnet, denn es war landesweit eine Wahl für einen Politikwechsel und für den Wiederaufbau maroder Infrastrukturen, zum Beispiel im nationalen Gesundheitsdienst oder in der privatisierten Wasser- und Abwasserwirtschaft. Vor allem war das Wahlergebnis die schwerste Niederlage in der Geschichte der Conservative Party, also eine Wahl gegen die Partei, die seit vierzehn Jahren das Land kaputtgespart hat, die in Lügenskandalen verwickelt war und erklärte Ziele wie die Versorgung der Bevölkerung mit leistbarem Wohnraum sowie die Reduzierung der Einwanderung trotz der Ressourcen, Zeit und Nerven raubenden Anstrengungen des Brexits weit verfehlte.
Vielleicht haben die Brit*innen mehrheitlich die schleichende Verwandlung der Ideale erkannt, die der Brexit bewirkte. Es bleibt zu hoffen, dass sie die über Jahrhunderte hart erkämpften Errungenschaften der parlamentarischen Demokratie, der Redefreiheit, der Wahrung der Menschenrechte und der Verbundenheit mit freiheitlichen und grenzüberschreitenden Lebensweisen nicht aufgeben.
Aus: "Nach dem Brexit: Der schleichende Rechtsrück der Gesellschaft Großbritanniens", Robert Tonks in: "Vielfachkrise - Kapitalistische Krisendynamiken und geopolitische Umbrüche", Helmut Kellershohn & Wolfgang Kastrup (Hg.) in der Edition des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung im UNRAST Verlag, Münster 2024.
1 Vgl. https://www.theguardian.com/politics/article/2024/may/27/ignoring-brexit-will-make-election-campaign-most-dishonest-in-modern-times-says-michael-heseltine (Abruf : 24.06.2024).
2 Vgl. https://ukandeu.ac.uk/do-perceptions-of-labours-stance-on-brexit-matter/(Abruf: 25.06.2024).
3 Vgl. https://www.bbc.co.uk/news/articles/c886pl6ldy9o(Abruf: 11.07.2024).
4 Vgl. https://www.reuters.com/world/uk/nigel-farage-sets-sights-being-thorn-labours-side-after-uk-election-2024-07-03/ (Abruf: 03.07.2024).
6. Mai 2024
Volkshochschule Gelderland
Wie geht es Großbritannien nach dem Brexit?
Ein Vortrag von Robert Tonks, Vorsitzender der Deutsch-Britischen Gesellschaft Duisburg

Vor nunmehr über 50 Jahren, 1973, trat Großbritannien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) bei. Im Juni 2016 entschied die britische Bevölkerung nach langem Ringen per Referendum mit denkbar knapper Mehrheit über den Austritt aus der Europäischen Union. Am 31. Januar 2020 schließlich trat Großbritannien aus der EU aus. Was war in der Zwischenzeit passiert? Wie geht es der Insel heute - vier Jahre später - mit dieser Entscheidung? Referieren wird der deutsch-britische Autor Robert Tonks, der 1955 in Wales geboren wurde, in Portsmouth und Duisburg studierte, und sich schließlich ganz in NRW niederließ. Er wurde EU-Beauftragter der Stadt Duisburg, war verantwortlich für zahlreiche Projekte und Bildungsangebote zur EU-Politik sowie stellvertretender Leiter des Duisburger Wahlamtes. Im Sommer 2020 reiste Robert Tonks mit dem Medienproduzenten Zakaria Rahmani quer über die Insel. Aus ihren Recherchen entstand der 4-teilige Podcast "Brexitannia" in der WDR-Reihe "Tiefenblick", der inzwischen sogar im Schulunterricht verwendet wird. Robert Tonks wird die langen historischen Wurzeln, die zum Brexit führten, erläutern, die diversen Kampagnen, die das scheinbar Unmögliche schließlich ermöglichten, und eine Einschätzung über die aktuelle soziale und ökonomische Situation geben. In welche Zukunft blickt das Vereinigte Königreich nach der Corona-Krise, der Energie- und Inflationskrise, und wie geht es mit den ökonomischen Herausforderungen um, die sich aus dem Austritt ergeben?
9. Mai 2024
Europa feiert! Feiert Europa!

Mit zwei Veranstaltungen im Mai setzte die Deutsch-Britische Gesellschaft Duisburg auch in diesem Jahr ihre traditionelle Zusammenarbeit mit dem Verein Gegen Vergessen und für Demokratie fort.
23. Mai 2024
Fest der Freiheit

8. Juni 2024
Fun Regatta
Bei der Siegesfeier zum diesjährigen Fun Regatta im Rahmen des Duisburger Drachenbootrennens am 8. Juni im Innenhafen überreichte uns Oberbürgermeister Jürgen Link traditionsgemäß die Urkunde für den letzten Platz; wir, die "Duisburg Nessie Hunters" - das Team der Deutsch-Britischen Gesellschaft Duisburg -, sorgten aber für jede Menge Gesprächsstoff und respektvolle Anerkennung, da wir an dem renommierten Rennen gar nicht teilnehmen konnten: Krankheitsbedingt haben sich zu viele unserer TN kurzfristig abgemeldet. Bei seiner Ansprache forderte uns OB Link auf, auch im nächsten Jahr teilzunehmen! Der Jubel der weiteren Teams und Gäste war ohrenbetäubend.

Noch Siegessicher: Unser Maskottchen Paddington Bear (links) bei der Presskonferenz vor dem Rennen
10. August 2024
Sommerfest
Ehrengäste beim Sommerfest: Queen Camilla und King Charles III (alias Lily und Bob Clark)
Zum letzten Mal fand im August 2024 das Sommerfest der Societät Duisburg in ihren
Räumlichkeiten am Duisburger Zoo statt, die sie wegen einer anderweitigen Nutzung des
Geländes durch den Zoo aufgaben.
12. September 2024
And Now For Something Completely Different (as Monty Python's Flying Circus might put it).
In cooperation with Boris Roskothen we organised a British Game Night, played bilingually in English and German.

Boris Roskothen, present-day owner of the well-known shop on Sonnenwall, Duisburg City Centre, is a true expert on all kinds of board games from Catan to Hitster Bingo. He told us how popular board games have recently become again, making a comeback with people young and old glad to get away from their devices and pc screens and play real games with real people. Roskothen's motto is die Kunst zu spielen, i.e. the art of playing and it is the oldest shop in Duisburg having specialised in games and toys since 1879. It was a well organised and attended event and really great fun. Thanks, Boris.
Boris Roskothen
Die Kunst zu Spielen (Website)
18. September 2024
Führung durch die Ausstellung "Cash! - Eine Geschichte des Geldes"
Mit einer Übersetzung ins Englische beteiligte sich die Deutsch-Britische Gesellschaft Duisburg an der sehr gelungenen Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg über die Geschichte des Bargelds. Bei der Eröffnungsfeier am 18. September lud die Kuratorin Dr. Andrea Grapp die Deutsch-Britische Gesellschaft Duisburg zu einer Führung durch die Ausstellung ein - zweisprachig, versteht sich.
2. November 2024
Stiftungsfest - 250 Jahre Societät Duisburg
Die Societät Duisburg, der älteste Verein der Stadt, feierte im November sein 250- jähriges Bestehen. Zu den zahlreichen Ehrengästen gehörten Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Staatssekretär MdB Mahmut Özdemir. In ihrer Ansprache hob Frau Bas die Kooperation der Societät mit den hiesigen Zivilgesellschaften hervor, vor allem mit den internationalen Vereinen wie der Deutsch-Britischen Gesellschaft Duisburg. Bei ihrer Ansprache lud Katharina Tempel, "heart and soul" der Societät, die Deutsch- Britische Gesellschaft Duisburg dazu ein, die ausgezeichnete Kooperation in Zukunft fortzusetzen. Später im Gespräch mit Robert Tonks berichtete Bärbel Bas über ihre sehr guten Kontakte zum britischen Unterhaus und zu den Kolleginnen und Kollegen in der Duisburger Partnerstadt Portsmouth.
7. Dezember 2024
Weihnachtsfeier im Cafe am Museum"
Der Stargast bei unserer diesjährigen Weihnachtsfeier im Cafe am Museum am Duisburger Kant-Park war der US-Amerikaner Joel Handley. Seine solo unplugged performance von favourite rock, folk and Xmas songs war großartig. Thanks, Joel.
Thanks also to Father Christmas (alias Ernst Hay), der über seine sehr persönliche Version der Entstehungsgeschichte von Santa Claus berichtete. Kompliment auch an die Küche und das Personal für das sehr gelungene Weihnachtsfest. Wir kommen wieder.

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